Taunuskrimi im ZDF: Zweiteiler Muttertag über einen Serientäter

2022-08-08 15:46:17 By : Ms. Amy WU

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Sammelsurium: Annika Kuhl als Kommissarin Pia Sander Bild: ZDF und Hagen Keller

Der neue „Taunuskrimi“ nach Nele Neuhaus ist eine Geschichte voller Grausamkeiten: Im Zweiteiler „Muttertag“ geht ein Frauenmörder um, der als Pflegekind misshandelt wurde.

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„Uns ging es gut“, erinnert sich Ramona Lindemann (Claudia Geisler-Bading). Auf dem weitläufigen Hanggrundstück in Mammolshain flatterten damals die bunten Wimpel im Sonnenschein, als ob alle Tage Muttertag wäre. Glücklich, wer als Pflegekind von Rita Reifenrath (Imogen Kogge) und ihrem Mann Theo (Thomas Thieme) im Kinderparadies aufgenommen wurde. Ein Glück, das durch die enge Zusammenarbeit von Jugendamt und Reifenraths vielen verlassenen Kindern zuteilwurde. Auf das ein erster Schatten fiel, als am Muttertag 1981 ein Nachbarsmädchen im Weiher ertrank. Dem Tag, an dem ein Serienmörder geboren wurde, wie der Gutachter später bemerkt.

Ein Glück, das vorbei war, als Rita in den Neunzigern Suizid beging. Wobei eigentlich nur ihr Auto gefunden wurde und die Leiche verschwunden blieb. Die fürsorgliche Rita mit dem Bundesverdienstkreuz. Die Rita mit den sadistischen Foltermethoden, mit denen sie noch das geringste Vergehen bestrafte. „Uns ging es gut“, das wurde zum Überlebensmantra der schwer traumatisierten, nun erwachsenen Pflegekinder, unter denen sich ein zwanghafter Mörder befinden muss, der immer am Muttertag Frauen in seine Gewalt bringt, sich an ihrem Leiden weidet und sie tötet.

Als Theo, hochbetagt, nach einem Treppensturz tot aufgefunden wird und sein dehydrierter Hund im Zwinger menschliche Knochen ausgräbt, treten Pia Sander (statt Felicitas Woll nun Annika Kuhl) und Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) auf den Plan. Drei in Frischhaltefolie gewickelte, ertränkte Frauen liegen unter der Bodenmatte des Zwingers. Im Nele Neuhaus-Lesern wohlbekannten Hofheimer Taunus-Kommissariat K-11 stößt Kai Ostermann (Michael Schenk) auf weitere Opfer, die nach demselben Muster ermordet wurden.

Gleich einige der Pflegekinder sind verdächtig. Etwa der Enkel der Reifenraths, Fridtjof (Max Hopp), nach dem Drogentod der Mutter bei Rita und Theo aufgewachsen und heute ein arroganter Dax-Unternehmen-CEO-Schnösel; der von Rita verstoßene Claas Reker (Cornelius Obonya), der die letzten Jahre dank eines Gutachtens von Pias Schwester Kim Freitag (Daniela Holtz) in der Psychiatrie verbrachte und seine Ex-Frau verfolgt, und Joachim Vogt (Andreas Lust), der den Absprung geschafft hat und Manager am Flughafen ist. Als nervöses Wrack scheidet Ramonas Mann Sascha (Tobias Langhoff), auch er ehemaliges Pflegekind, aus. Kim verschwindet nach einem Streit mit ihrer Partnerin, Pias und Olivers Vorgesetzter Dr. Engel (Marie-Lou Sellem), spurlos. Und in München macht sich eine junge Frau (Camille Dombrowsky) auf, von der Reproduktionsmedizinerin Martina Sie­bert (Sophie von Kessel) Informationen über ihre biologische Mutter zu erhalten.

Der wendungsreiche Plot der neunten „Taunuskrimi“-Verfilmung nach Nele Neuhaus (die einen Cameo-Auftritt vor einer Buchhandlung hat, in dem sie in Lektüre blättert und einer Fliehenden sinnierend nachschaut, was Buchhändler genauso freuen wird wie die Verfilmung an sich), ist den Lesern bekannt. Seit die Bücher als 180-Minüter in zwei Teilen ins Fernsehen kommen, hat sich die zum Teil unfreiwillig komische Unrast der ersten Adaptionen deutlich gelegt. Hessisches Mittelgebirgsflair, das einerseits von der Nähe zu Frankfurt, andererseits von speziellen Taunusgegebenheiten lebt, sucht man inzwischen so gut wie vergeblich. Hier und da ein paar Fachwerkhäuser zwischen Hofheim und Königstein, kulissenhafte Anwesen und Drohnenflüge über dicht belaubte Wälder, die in Wirklichkeit zuletzt durch Dürre und Borkenkäfer stark dezimiert wurden, jedenfalls rund um Saalburg und Sandplacken, müssen fürs Lokale reichen.

Die Geschichte um das Horror-Pflegeheim könnte überall in Deutschland spielen. Aber es zahlt sich aus, dass Nele Neuhaus die Rechte neu vergeben hat, an die UFA Fiction. Die meiste Zeit steht jetzt die bedrohliche Stimmung im Vordergrund. Adaptiert wurde das Buch von Annika Tepelmann, Felix Herzogenrath ist der neue Regisseur. Die Kamera von Felix Poplawsky und die Musik von Christine Aufderhaar gestalten die Zeitebenen differenziert und atmosphärisch recht ansprechend.

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Der Horror der Bilder ist gebremst. Hier geht es sichtbar darum, das Publikum mit einem Zusatzprodukt der Wertschöpfungskette zu bedienen. Das gelingt – vor allem dank des Gast-Casts. Kogge, Thieme, Obonya, Hopp, Lust und die anderen, darunter Harald Krassnitzer als schweigsamer Profiler, haben zum Teil nur wenige Auftritte – und machen bisweilen Kabinettstückchen aus ihrem Part. Dass der schon früh offen geführte Täter als Verkleidungszwilling wie Peter Handke aussieht, irritiert vielleicht ein wenig. Vielleicht handelt es sich um einen Kollegenhieb gegen Literatur von umstrittenen Nobelpreisträgern. Oder auch nicht.

Der Zweiteiler Muttertag – Ein Taunuskrimi läuft heute und am 16.2. ab 20.15 Uhr im ZDF.

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