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2022-08-13 13:31:30 By : Mr. Han Z

Leichte Offroad-Spielchen im Steinbruch Tegernau. Natürlich ist der CX-5 kein Geländewagen, Allrad hilft aber

Vorschusslorbeeren sind Grünzeug, das es einem nicht leicht macht. Warum? Weil die Erwartungen dann besonders hoch sind. So gesehen war die Ausgangslage für den Mazda CX-5 nicht unproblematisch, als er sich am 16. Mai 2019 bei AUTO BILD zum Dauertest vorstellte.

Zum einen hatte die erste Generation des japanischen Erfolgs-SUV (2011–17) unseren Marathon bereits 2015 mit der Note 1- bestanden. Er war damals nur wegen schlampiger Werkstattarbeit an der Bestnote 1+ gescheitert (Heft 02/15).

Zum anderen hüllt sich auch die zweite Auflage des CX-5 in ein außerordentlich attraktives Blechkleid, das bei manchen sofort die Frage provoziert: Kann der Schönling nur schön sein – oder auch schuften? Wir nehmen es hier mal vorweg: Er kann! Und zwar wie ein richtig Großer. Das beginnt schon mit dem vernünftigen Platzangebot.

► Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb bis zwei Jahren spulen die Testwagen 100 000 Kilometer ab. Dem Auto bleibt nichts erspart – Stop-and-go-Verkehr in der Großstadt gehört ebenso zum Stresspensum wie Vollgas-Etappen auf der Autobahn oder Anhängerbetrieb in den Alpen.

► Jede Panne, jeder Defekt wird von jedem unserer Redakteure, der Testfahrer ist, notiert und fließt am Ende in die Note ein. An eine Panne bei Minusgraden erinnern sich die meisten Autofahrer noch nach Jahrzehnten – und an Modell und Hersteller.

► Ebenso wichtig nehmen wir den Zustand, in dem sich das Fahrzeug bei Erreichen der 100 000 Kilometer befindet: Das Fahrzeug wird danach komplett zerlegt, jedes Bauteil penibel begutachtet. Zylinderlaufbahnen werden vermessen, per Endoskop wird der verborgenste Hohlraum der Karosserie auf Rostschäden geprüft. Den Kfz-Sachverständigen entgeht nicht die geringste Spur von Verschleiß.

► Abschließend werden die Testkandidaten nach Schulnoten bewertet, zusammen mit einer Aufschlüsselung aller Kosten für Wertverlust, Wartung, Reparaturen, Reifenverschleiß, Sprit und Versicherung.

Nach wenig mehr als 10 000 Kilometern notierte Kollege Stefan Novitski im Juni 2019: „Platz für eine vierköpfige Familie okay.“ Und auch unsere Fotografen wussten den 4,55 Meter langen Hochsitz zu schätzen, standen bei unserem Testwagen-Koordinator Gunnar Heisch geradezu Schlange, um mit dem Mazda auf Tour zu Terminen gehen zu dürfen.

Kein Wunder, der Kofferraum schluckt mit 494 bis 1608 Liter auch die üppigste Kameraausrüstung. Kollege Karkheck verbrachte auf Dienstreise sogar mal eine Nacht coronabedingt im Kofferraum statt im Hotel – ging auch, wenn auch mit leichten Rückenschmerzen, aber das kann man nun wirklich nicht dem Auto ankreiden.

Das ordentlich verarbeitete Cockpit wirkt hochwertig. Nur der arg kleine Monitor lässt erkennen, dass unser CX-5 aus dem Jahr 2018 stammt

So ein Pfützchen nimmt der Mazda natürlich locker, 19 Zentimeter Bodenfreiheit reichen

Beim CX-5 handelt es sich um einen durch und durch soliden Kompakt-SUV, der 184 PS starke Diesel macht ihn in Verbindung mit Allrad zum praktischen SUV für alle Fälle.

Jetzt mal los: Das Fahrwerk bewahrt auch auf schlechten Strecken die Ruhe. Was nicht heißt, dass die Fuhre mit weichen Federn über wellige Wege wankt. Ganz im Gegenteil. Der CX-5 überzeugt mit einer straff gespannten Abstimmung, die übermäßiges Schaukeln und Schlingern souverän unterbindet und auch gröbere Verwerfungen noch sauber ausbalanciert. Nur bei krassen Kanten und fiesen Absätzen federt die 19-Zoll-Bereifung eher steif an und schickt einen deutlichen Hinweis an die Crew.

Nicht nur Fotografen, auch Redakteure und Techniker überzeugte der Mazda im Laufe der Zeit mit seinem entspannten und ehrlichen Wesen. Wären die Sitze noch etwas größer dimensioniert, der CX-5 hätte das Reiseauto des Jahres werden können. Vor allem der Antriebskomfort stand eigentlich immer im Mittelpunkt des Lobes.

Unser Chef vom Dienst Mario Pukšec attestierte der Einheit aus Motor und Getriebe, „ziemlich geschliffen“ zu arbeiten. Wenn der beim Kaltstart noch recht ungehobelt nagelnde Diesel erst mal auf Betriebstemperatur war, brummte er nur noch sanft vor sich hin und machte Reisen auch auf längeren Strecken zu einer äußerst entspannten Angelegenheit. Der ein oder andere Kollege äußerte Zweifel daran, ob beim 2,2-Liter-Diesel wirklich die versprochenen 184, und nicht doch eher nur 150 PS, am Werke sind.

Im Winter kommt der CX-5 dank Allrad auch in schneereichen Regionen gut zurecht

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Wenn wir Produkte kaufen, wollen wir im Idealfall die bestmögliche Qualität zum kleinsten Preis. Das bietet der Hyundai Tucson.

Oder wie Klassik-Chef Henning Hinze es formulierte: „Wo die 184 PS stecken, wird wohl für immer das Geheimnis von Stirnfläche, Gewicht und Automatik bleiben.“ Und es stimmt, trotz des durchaus agilen Handlings und der ausgewogenen Lenkung geht der CX-5 nicht gerade als Sportler durch. Muss und will der im japanischen Hiroshima gebaute Hochsitz aber auch gar nicht.

Im Übrigen ist er gar nicht lahm, das belegen unsere Messwerte. Trotz immerhin 1766 Kilogramm Leergewicht schafft es der mit Allrad gesegnete SUV in knapp acht Sekunden auf Tempo 100, die aufmerksame Automatik nutzt die stolzen 445 Nm Drehmoment (ab 2000 Touren) ziemlich perfekt aus. Auf der Landstraße an Lkw vorbeiziehen gehört für den CX-5 zu den leichten Aufgaben.

Wir bremsen natürlich auch für Tiere. Dank solide packender Anlage im CX-5 reichen 35,4 Meter aus Tempo 100

Der 184-PS-Diesel mit Allrad darf 2,1 Tonnen ziehen – da geht dann so einiges

Eine siebte Fahrstufe würde der Wandlerautomatik allerdings guttun. Vielleicht würde sich der Motor dann auch eher nach 184 PS anfühlen. Vor allem wäre aber der Verbrauch geringer. Während sich der Mazda beim AdBlue mit etwa 0,5 Liter alle 1000 Kilometer auffällig genügsam gibt, ist er beim Dieselverbrauch allenfalls durchschnittlich sparsam.

Selbst bei gemütlicher Fahrt ohne Vollgasanteil klagten die Kollegen nicht selten über Werte um 8,5 l/100 km, über die Gesamtdistanz notierten wir 8,2 Liter. Noch erträglich. Wer das Gaspedal aber konsequent ans Bodenblech nagelt, ist schnell auch zweistellig unterwegs – und wird zudem von massiven Windgeräuschen geplagt. Zwischen 180 und 200 km/h trompetete es erst lautstark von der Beifahrerseite, dann tönte es auch links mit Macht.

Interessant dabei: Mitunter blieb der CX-5 beim Autobahnkilometer-Schrubben auch einfach ruhig – nach unserer Beobachtung wohl eine Frage der Außentemperatur. Verursacher war höchstwahrscheinlich eine Dichtung im Bereich des Wasserkastens zur Frontscheibe hin – auch die Zerlegung brachte hier aber keine endgültige Klarheit.

Für Familien mit bis zu zwei Kindern hat der CX-5 eine absolut perfekte Größe

Mit seiner Außenlänge von 4,55 Metern lässt sich der CX-5 angenehm entspannt bewegen

Kritik gab es am Infotainment-System. Die Bluetooth-Verbindung klappte durchaus anständig, die Senderliste musste aber ständig aktualisiert werden (was dauerte). Und die Navigation rechnete ebenfalls reichlich – ohne zuverlässig die besten Routen zu finden.

Der mit sieben Zoll vergleichsweise kleine Monitor verrät, dass unser Modell aus 2018 nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Mit dem gerade durchgeführten Facelift gibt es ab Exclusive-Line ein neues Mazda-Connect-System mit hochauflösendem 10,25-Zoll-Bildschirm sowie Apple CarPlay und Android Auto.

Ende gut, fast alles gut? Zur Zerlegung ins heimische Leverkusen findet unser Dauertest-Mazda natürlich auch ohne Update für Soft- und Hardware völlig problemlos.

Als es dort ans Eingemachte gehen soll, offenbart gleich eine Dichtung an der Kofferraumluke eine kleine Überraschung: An drei winzigen Stellen des Heckabschlussblechs blüht unter der Dichtung ganz zart der Rost. Bisher kein Problem. Und bei fachmännischer Beseitigung wird es auch künftig keines werden. Doch wir sind alarmiert.

Das Platzangebot auf der Rückbank geht in Ordnung, die Sitzfläche dürfte gern etwas länger sein

Der 2,2-Liter-Diesel strotzt nicht gerade vor Temperament, bietet aber viel Drehmoment für lockeres Reisen

Wenn schon so früh erste Schönheitsflecken auftauchen, was kommt da noch zum Vorschein, wenn wir uns in die tiefsten Tiefen von Karosserie und Motor vorarbeiten? Dann die Entwarnung: Außer ein paar weiterer Kleinigkeiten finden wir keine ernsthaften Mängel.

Im Innenraum ist die rechte Befestigung für die Fußmatte des Fahrers ausgerissen und sein Sitz schlägt altersgemäß ein paar leichte Falten. Ansonsten lässt sich dem CX-5 seine harte Dauertest-Arbeit kaum ansehen.

Ein paar Verkleidungsteile unterm Auto und in den Radhäusern haben sich gelockert und verursachen Scheuerstellen, die aber absolut unbedenklich sind. Das gilt auch für den zwar ungleichmäßigen, aber voll wirksamen Wachseintrag in Längsträgern und Schwellern – das Endoskop fördert keine Roststellen zutage.

Der 2,2-Liter-Diesel hat sich von den 100 000 Kilometern ebenfalls nicht übermäßig beeindrucken lassen. Die Vermessung bleibt unauffällig, Ölkohle hier und da sowie abgenutzte Beschichtungen entsprechen der Laufleistung.

Mit einer glatten Note 1 schneidet der LEV-CX 533 noch mal besser ab als sein Vorgänger. Zum einen, weil die Werkstatt dieses Mal mit fehlerfreier Arbeit ihren Teil dazu beigetragen hat. Zum anderen, weil der CX-5 ein richtig gutes Auto geworden ist – das sich einen stattlichen Lorbeerkranz verdient hat.

Alles maßhaltig: bestätigt der DEKRA-Sachverständige Marcus Constantin

Mazda darf sich auf die Schulter klopfen. Ohne nennenswerte Mängel und mit einwandfreier Werkstattleistung leuchtet die Note 1 im Abschlusszeugnis. Tatsächlich besser als der Vorgänger (1-). Ob der Nachfolger dann die 1+ schafft?

Ein Artikel aus AUTO BILD, Heft 27/2021